Dienstag 10. März 2015 Arles (Besichtigungstag)
Am Vortag bin ich mit dem Zug um acht Uhr zu Hause abgereist und via Genf und Avignon am späteren Nachmittag in Arles, der flächenmässig grössten Gemeinde Frankreichs angekommen. Heute nach dem Frühstück besuchte ich zuerst einige Monumente aus früheren Zeiten wie die Thermen des Konstantins und den unterirdischen Bogengang (Kryptoportikus). Es war zuerst neblig und recht kühl bis die Sonne ab etwa um zehn Uhr für frühlingshafte Temperaturen sorgte. Mein Rundgang führte mich weiter zur Kathedrale und Kloster Saint Trophime und an den Altstadtrand zum, an der früheren Via Aurelia gelegenen einstigen römischen Grabfeld Alyscamps. Dort befindet sich auch die Kirche Saint Honorat und der Ausgangspunkt der Via Tolosana, einer der Pilgerwege nach Santiago. Beeindruckend war aber auch das Amphitheater (Arena) sowie in der Nähe das antike Theater. Die Stadt wirkte anziehend auf Maler wie Picasso und Van Gogh, wobei letzterer hier einige bekannte Bilder malte wie das gelbe Haus, les Alyscamps, die Arena, die Sonnenblumen und die legendäre Zugbrücke von Langlois.
Mittwoch 11. März 2015 Arles – Saint-Gilles-du-Gard 22.3 km 08:00-15:00
Nach der Brücke über die Rhône lief ich dem Quai entlang bis zu einer Landstrasse mit ziemlichem Verkehr aber je weiter ich von Arles weg laufe, desto mehr nimmt dieser ab bis ich fast alleine auf der Strasse bin. Es ist die Via Tolosana, die auch als Grande Randonnée GR653 markiert ist. Der grösste Teil der Strecke verläuft durch den Parc Naturel Régional de Camargue mit Kanälen, Marschland, Weiden mit weissen Pferden und einsamen Bauernhöfen. In Saliers angekommen geniesse ich auf dem Dorfplatz die Mittagsruhe und entdecke die farbenfrohen Fensterläden an den Häusern. Bald erreiche ich das Bord der kleinen Rhône und nachher eine moderne Strassenbrücke, auf der ich das Departement Bouches-du-Rhône verlasse und ins Departement Gard komme. Auf Naturstrassen geht es dem Tagesziel entgegen. Saint-Gilles mit seiner Abteikirche war im Mittelalter der viertgrösste Wallfahrtsort hinter Rom, Jerusalem und Santiago und lag an der Kreuzung der beiden Pilgerwege Via Tolosana und dem Chemin de Régordane.
Donnerstag 12. März 2015 Saint-Gilles-du-Gard – Aigues-Mortes 28.3 km 07:15-17:45
Ich verlasse den Ort auf der Via Tolosana, zweige nach einigen Kilometern ab auf einen regionalen Wanderweg und treffe später auf den Canal du Rhône. Während am Anfang Rebbau und Obstplantagen vorherrschten, ändert sich die Landschaft wieder und von kleinen Kanälen mit Schilfrohren durchzogene Viehweiden prägen das Bild. In Franquevaux öffnet gerade das Restaurant im früheren Zisterzienserkloster ich geniesse einen doppelten Espresso. Über‘s Land wieder an Reben und Obstbäumen vorbei gelange ich nach Gallician und weiter am Canal de Rhône entlang mit Marschland, Wasserflächen und Buschwäldern. Das ist ein Paradies für zahlreiche Wasservögel. Am späteren Nachmittag erreiche ich den Tour de Carbonniere, ein Vorposten zur Verteidigung und Bewachung vom 4 Kilometer entfernten Tagesziel Aigues-Mortes. Diese Stadt war einst der einzige Mittelmeerhafen des Königreichs Frankreich, da der Südwesten zum Königreich Aragon oder Mallorca gehörte und der Südosten zum Heiligen römischen Reich. Der Hafen wurde für die grossen bewaffneten Pilgerfahrten oder Kreuzzüge des französischen Königs Ludwig IX (der Heilige) nach Ägypten und Tunesien sowie von Pilgern nach Rom und Jerusalem benützt. Der Hafen versandete aber später und der Ort ist heute einige Kilometer vom Meer entfernt.
Freitag 13. März 2015 Aigues-Mortes (Besichtigungstag)
Der Ort im Viereck ist noch vollkommen von einer gut erhaltenen, etwa 1600 Meter langen Festungsmauer umgeben. Der Rundgang auf der Mauer mit ihren fünfzehn Türmen offenbart wunderbare Ausblicke auf die grossen Salzsalinen und die Camargue. Der älteste Turm ist der Tour de Constance, der später ein berühmt-berüchtigtes Hugenottengefängnis war. Ein Bummel durch Gassen der urgemütlichen Altstadt, über den Hauptplatz Saint Luis zur Hauptkirche Notre Dame des Sablons und ein Spaziergang in die Umgebung mit einem tollen Blick auf die Stadtmauer beschliessen meinen Tag. Interessant für mich war übrigens auch die Brücke für die Eisenbahn, welche weggedreht wird für die Passage von Schiffen im Kanal.
Samstag 14. März 2015 Aigues-Mortes – Palavas-les-Flots 25.3 km 07:45-15:45
Die ersten Kilometer geht es entlang des "königlichen Kanals", vorbei an den Salzbergen der Saline, am Naturreservat Marette und der bekannten Listel-Kellerei bis zum malerischen historischen Fischerort Le Grau-du-Roi. Der Ort wurde im 16.Jh. gegründet und entwickelte sich später zur Tourismusdestination, die wie viele andere am Meer im Sommer oft zehnmal mehr Leute anziehen als in der Nebensaison. Im Roman „Der Garten Eden“ von Ernest Hemingway wurde der Ort auch literarisch verewigt. Weiter gehe ich immer entlang der langen Sandstrände, überschreite die Departementsgrenze zum Hérault und durchquere die architektonisch ganz spezielle Tourismussiedlung La Grande-Motte aus den 70er Jahren. Am späteren Nachmittag gelange ich nach Carnon und bald nachher nach Palavas-les-Flots, meinem Tagesziel. Hier entscheide ich mich, mit dem Bus und Tram in die etwa 15 Kilometer entfernte Stadt Montpellier für den morgigen Besichtigungstag zu fahren.
Sonntag 15. März 2015 Montpellier (Besichtigungstag)
Den ganzen Tag regnet es leicht und darum verzichte ich auf einen ausgedehnten Stadtrundgang. Dennoch besichtige ich den Konvent der Ursulinen (später als Frauengefängnis und Kaserne und heute als Tanzakademie genutzt), die Kathedrale Saint-Pierre, das Wasserschloss mit dem Aquädukt, den Triumphbogen und den Justizpalast, den Place de la Comédie mit der Oper und zuletzt das vom Architekten Ricardo Bofill entworfene neuere Viertel Antigone. Montpellier besitzt übrigens die älteste medizinische Fakultät des Abendlandes!
Montag 16. März 2015 Palavas-les-Flots – Sète 30,2 km 09:30-19:00
Zurück in Palavas-les-Flots führt mich mein Weg zuerst entlang des Étang du Prévost zur idyllisch auf einem ehemaligen Vulkankrater gelegenen Kathedrale von Maguelone. Früher gab es da auch ein Kloster und der Ort war sogar Bischofssitz. Zeitweise diente er als Zufluchtsort für geflohene Päpste und er war eine wichtige Station am Jakobsweg, auf dem hunderttausende über die Pyrenäen nach Süden zogen. Als Montpellier zum Reich der Könige von Mallorca gehörte, residierten auch diese ab und zu hier. Weiter geht's zum Portail de Maguelone und auf dem Treidelpfad entlang des Canal du Rhône à Sète bis nach Frontignan-Plage am Mittelmeer. Von dort laufe ich nochmals zum Kanal und erreiche mein Tagesziel Sète zuletzt auf ruhigen Fuss- und Velowegen.
Dienstag 17. März 2015 Sète (Besichtigungstag)
Am Morgen bummle ich ins Fischerviertel La Pointe Courte hinter dem Bahnhof und dabei komme ich an zwei beweglichen Brücken für Eisenbahn und Strassenverkehr vorbei. Gerade werden sie hochgeklappt weil ein Segelschiff auf dem Kanal vorbei will. Nachher schlendere ich den Kanälen entlang in die Innenstadt zum Mittagessen in der Markthalle. Am Nachmittag fahre ich mit dem Bus hoch zum Mont Saint-Clair mit Aussichtsterrasse und der schönen Kapelle Notre-Dame de la Salette. Von dort laufe ich die Strasse hinunter zu einem weiteren Aussichtspunkt Les Pierres Blanches mit herrlicher Aussicht auf den Lido und Strand, auf die alten Salzsalinen, die Reben am Meer einer weiteren Listel-Kellerei und auf den für die Austernzucht bekannten Étang de Thau. Der ausgedehnte Rückweg führt mich am Museum über den Poeten Georges Brassens und auf dem Uferweg beim Viertel Le Barrou vorbei und auf dem Fuss- und Radweg entlang des Bassins de Thau zurück in die Stadt.